2. ADVENT

Erster Lesung aus dem Brief des Paulus an die Christen in Rom (15,4-9)

Evangelium nach Mathäus (3,1-12)

 

Das Evangelium, das wir gerade gehört haben, steckt voller Bilder. Es ist so reich an Inhalt, dass es unmöglich ist, hier jetzt alles zur Sprache zu bringen. Ich möchte mich daher auf einige Kerngedanken beschränken.

Zunächst ist bei mir die Frage aufgetaucht: Warum wollten die vielen Menschen, von überall her, zu Johannes, diesem merkwürdigen Typen, gehen und ihn anhören? Was wollten sie hören? Welche Erwartungen hatten sie? Wäre das heute auch so möglich? Das Zusammenströmen von Massen geschieht ja heute auch, bei großen Events, wo Stars in Open Airs, in überfüllten Hallen und Stadien vor tausenden Menschen auftreten. Aber hier geht es um ein unverbindliches Konsumieren, hier wird von den Zusammengeströmten nichts verlangt.

Johannes verlangt etwas: „Kehrt um!“ Genau mit diesen Worten wird später auch Jesus sein erstes Auftreten in der Öffentlichkeit beginnen. Kehrt um! Ihr sollt euch neu orientieren. Ihr sollt umdenken, euch noch einmal neu einsetzen, neu anfangen, euren jetzigen Lebensweg und eure Lebensweise überprüfen und ändern.

Was ist euch jetzt alles so wichtig? Was strebt ihr alles an, mit viel Mühe und Anstrengung? Meistens geht es doch nur um materiellen Wohlstand, immer mehr haben, besitzen, genießen, konsumieren. Ist das nicht eine Sackgasse? Müsst ihr in dieser Gasse nicht umdrehen und euch dem hinwenden, zu dem hinkehren, der für euer Leben alles entscheidend ist?

„Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe!“, ruft Johannes. „Kehrt um! Denn das Himmelreich, das Reich Gottes, Gott selbst ist nahe!“, ruft Jesus wenig später. Kehrt um und glaubt an diese Botschaft, an dieses Evangelium. Richtet euch nicht nach dem, was die Zeitungen sagen, was am Stammtisch verzapft wird oder im Büro, in der Firma, im Fernsehen, im Theater, im Kino. Lasst euch nicht von alldem hinreißen, mitreißen, sondern von dem, was Gott euch zu sagen hat.

Ihr habt nur dieses eine Leben. Es ist eure jetzige, einzige Chance. Verpasst sie nicht! Kehrt um, kehrt alles weg, was euer Herz für verkehrt erkennt: Vorurteile, Intoleranz, Ichsucht. Gott ist unterwegs zu dir. Er sucht dich. Er hat dir etwas zu sagen. Wende dich ihm zu. Lass dich in deinem Leben von ihm leiten und bestimmen.

In seinem Brief an die Christen in Rom sagt Paulus (wie wir in der ersten Lesung gehört haben) etwas Ähnliches: „Aus dem, was in der Heiligen Schrift gesagt wurde, sollen wir lernen. Sie will uns trösten und ermutigen, unsere tägliche Last geduldig zu tragen und unsere Hoffnung unbeirrt auf das neue Leben bei (mit) Gott zu richten.“

Es geht darum, dass unser Leben wirklich Frucht bringt, „fruchtbar“ ist. Es genügt nicht, ein getaufter Christ zu sein, d.h. rein äußerlich in Gottes Lebensbereich aufgenommen worden zu sein, zu Gott zu gehören. Wir müssen das wahr machen. Wir müssen die Verbindung mit Gott bewusst anstreben, suchen, uns immer wieder neu ihm zuwenden. Dann kann unsere Lebensweise Frucht bringen durch Werke der Liebe. Wenn wir Gott in unserem Leben zulassen, wir uns immer wieder vertrauensvoll hinwenden, dann kann er in uns seine Wirkkraft entfalten.

Gott hilft uns, in allem, was wir glauben und entscheiden, eins zu sein und in Frieden miteinander zu leben, miteinander so umzugehen, wie es Jesus vorgelebt hat. Dann können wir uns gegenseitig annehmen, wie wir sind - ohne jeden Vorbehalt. Dann sind wir - wie Johannes sagt - „mit Geist und Feuer getauft“. Dann entsteht eine neue Welt, die neue Welt Gottes, von der Jesus immer geredet hat.

Wir feiern Advent. Wir machen uns bewusst, dass Gott in unser Leben eintreten und wirken will. Gehen wir ihm entgegen. Lassen wir ihn herein, damit unser Leben Frucht bringen, gelingen kann.

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